Bücher mit Farbschnitt: Alles was du über den farbigen Buchschnitt wissen musst

Wie ihr wisst, lese ich im Moment viel lieber E-Books als gedruckte Bücher. Aber wenn ein Buch einen schön gestalteten Buchschnitt hat, kann ich nicht widerstehen. Ich liebe Farbschnitte. Für mich macht es ein Buch noch besonderer. Noch wertvoller. Natürlich sind die Inhalte, ist die Geschichte viel wichtiger. Aber ich bin eben ein Verpackungsmensch. Wenn ein Buch mich auch optisch mitreist, zum Beispiel mit einem farbigen Buchschnitt, dann freue ich mich umso mehr, mich damit zu beschäftigen. Auch die Exklusivität spielt dabei eine Rolle. Nicht jeder hat ein Buch mit Schnittverzierung (oder legt Wert darauf, und beides ist völlig in Ordnung). Und natürlich macht sich ein Buch mit eingefärbtem Schnitt auch einfach verdammt gut im Bücherregal. 

Weil ich so ein Fan von diesem Gestaltungsmittel bei meinen Büchern bin, möchte ich in diesem Artikel mein Wissen mit dir teilen. Ich verrate dir alles was du über den farbigen Buchschnitt wissen musst. Angefangen mit den Basics. 

Was ist ein Farbschnitt bei einem Buch? 

Ein Farbschnitt oder auch farbiger Buchschnitt ist ein Gestaltungsmittel bei einem Buch. Bei einem Farbschnitt werden die Schnittkanten des Buchblogs bemalt oder (digital) bedruckt. Üblicherweise wird der Vorderschnitt eingefärbt. Wenn alle drei Kanten farbig bemalt werden, spricht man von einem dreiseitigen Buchschnitt. Übrigens hat ein Buch keinen farbigen Schnitt handelt es sich um einen sogenannten weiß- oder Naturschnitt. Wenn du unsicher bist was Schnittkanten sind, lies doch auch meinen Artikel über die Bestandteile eines Buches.

Woher kommt eigentlich der Farbschnitt?

Wusstest du das früher farbige Kanten dafür gedacht waren, dass Buch zu schützen und erkenntlich zu machen? Früher war es ganz normal das Buch mit dem Rücken voran in ein Regal zu stellen. Der Betrachter hat also direkt auf den weißen Buchblock geschaut. Damit man dennoch erkennt, um welches Buch es sind handelt, wurde der Titel auf den Buchschnitt geschrieben. Das ganze hatte noch einen zusätzlichen Vorteil: Die Farbe bildet eine kleine Schutzschicht und schützt die Schnittkanten vor Abnutzung und davor von der Sonne ausgebleicht zu werden. Heute ist es in der Regel nur noch ein Zierelement. 

Wie wird ein farbiger Buchschnitt gemacht?

Bei einem Farbschnitt werden die äußeren Ränder des sichtbaren Buchschnittes bemalt. Dafür wird der Buchblock während des Druckprozesses zusammengepresst  und an den Schnittkanten mit Farbe besprüht oder über eine Walze geführt und digital bedruckt.  

Welche Arten von Farbschnitt gibt es bei Büchern?

Farbschnitt ist nicht gleich Farbschnitt. Je nachdem wo die farbige Buchkante platziert wird oder wie das Motiv aufgetragen wird, spricht man von unterschiedlichen Farbschnitten. Hier findest du eine kleine Übersicht:

Farbschnitt nach Platzierung:

Kopfschnitt – bei einem farbigen Kopfschnitt wird die oberste Kante eines Buches eingefärbt. Früher wurden damit bestimmte Verlage kenntlich gemacht. 
Vorderschnitt – Bei einem Vorderschnitt wird die längste Schnittkante eingefärbt. Diese Variante ist weit häufiger als der farbige Kopf- oder Fußschnitt
Fußschnitt – die Fußkante ist die untere Schnittfläche eines Buches. Bei einem farbigen Fußschnitt wird also „der Boden“ eines Buches eingefärbt. 
Dreiseitiger Farbschnitt – bei dieser Variante werden alle drei Schnittkanten bemalt. Das ist die gängigste Variante eines Farbschnittes. 

Farbschnittarten nach Druckverfahren:

Wechselschnitt – kennst du noch diese lustigen Postkarten bei dem sich das Motiv verändert, je nachdem wie du die Karte hältst? Das funktioniert auch bei Büchern. Ein solcher Farbschnitt nennt sich Wechselschnitt. 
Vollflächige Farbschnitte – hier werden die Schnittkanten über die gesamte Fläche mit einer einzigen Farbe bemalt. 
Motivschnitt – diese Art des Farbschnittes wird mit dem Digital-Druck aufgebracht. So können detaillierte Motive und ganze Bildwelten auf den Buchschnitt aufgebracht werden. 
Goldschnitt – bei einem hochwertigen goldenen Farbschnitt oder Goldschnitt wird echtes Blattgold verwendet, um die Schnittkanten gold einzufärben. 
Folienschnitt – ähnlich wie bei dem Goldschnitt werden hier verschiedene Folien aus dünnem Metall auf den Buchsatz aufgetragen. 
Digitaler Farbschnitt – ein digitaler Farbschnitt wird oft als Synonym für Motivschnitt verwendet und bezieht sich auf das Druckverfahren. 

Warum gibt es (so viele) Bücher mit Farbschnitt? 

Bücher mir Farbschnitt liegen im Trend. 

Hast du dich mal gefragt, warum mittlerweile gefühlt jede Neuerscheinung in der ersten Auflage einen Farbschnitt hat? Da ich nicht nur Bücher liebe sondern in der Marketingbranche arbeite, finde ich diesen Part besonders spanend.

Pass auf: Das Farbschnitte boomen liegt zum großen Teil auch an Social Media und insbesondere den Communitys die man dort findet. Bücher mit Farbschnitt sind nicht nur wunderschön sondern oftmals stark limitiert. Deshalb sind sie nicht nur bei Sammlern gefragt, auch Fans von bestimmten Reihen legen Wert darauf, Bücher mit farbigen Schnitt zu ergattern und so einer kleinen, exklusiven Gruppe anzugehören, die es geschafft hat ein limitiertes Exemplar zu sichern. Natürlich teilen Buchblogger ihren Erfolg auf Instagram & Co und machen so nebenbei kostenlose Werbung. Für Autoren und Verlage sind Farbschnitte also ein wichtiger Hebel für das eigene Marketing. Und das nicht nur um den Community-Gedanken zu stärken und Reichweite zu sichern sondern auch, um die Abverkäufe zu steigern. Das Farbschnitt nur in der Erstauflage angeboten werden, spielt man hier bewusst mit der „künstlichen Verknappung“. Wenn ein Leser diese besonders gestaltete Ausgabe haben möchte, darf er oder sie also nicht warten und muss sofort zugreifen. Bestseller-Listen wie zum Beispiel die von Spiegel, orientieren sich an der Verkaufszahl der Erstausgabe. Möchtest du auf dieser Liste erscheinen, muss deine Erstauflage also von so vielen Menschen wir nur möglich gekauft werden. Auch die Größen der weiteren Auflagen (und ob es überhaupt welche gibt) hängt davon ab, wie gut die erste Auflage performt. Wenn du einen Verlag oder einen bestimmten Autor / eine bestimmte Autorin unterstüzen möchtest, macht es also durchaus Sinn die erste Auflage mit (oder ohne) Farbschnitt zu kaufen. 

Lass uns hier thematisch passend einen kurzen Schlenker machen. Um noch eine Frage zu klären, die ich im Zusammenhang mit Farbschnitten und der Erstauflage schon öfter gehört habe: 

Warum hat meine Erstauflage keinen Farbschnitt, obwohl ich ein Buch mit farbigem Buchschnitt bestellt habe?

Hast du schon einmal eine Erstausgabe mit Farbschnitt bestellt und dann ein Buch ohne erhalten? Das ist mir auch schon passiert und verdammt ärgerlich. Ich habe mir das Buch damals ein zweites Mal gekauft, weil mir der Farbschnitt so wichtig war. Damals war ich richtig wütend. Wofür bestelle ich das Buch schon Monate vor der Veröffentlichung vor, wenn ich es dann doch ohne Farbschnitt bekomme? Dann hätte ich mir auch das E-Book kaufen können. Den Gedanken kennst du bestimmt auch, oder? Ich habe mich damals erkundigt und erkläre dir nun, warum Vorbesteller manchmal keine Auflage mit Farbschnitt erhalten. 

Ein Buchverlag plant seine Auflagenhöhe unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren. Zum Beispiel das Interesse der Buchhandlungen an dem Titel, der Vorstellungen von Leser*innen oder bei Übersetzungstiteln, die Beliebtheit im Ausland. Anhand dieser Informationen wird eine bestimmte Menge für die Erstauflage geschätzt und in den Druck gegeben. Normalerweise erfolgt der Druckauftrag etwa 4–6 Wochen vor der Veröffentlichung des Buches. Dann muss die Druckerei erst einmal den Auftrag bei sich einplanen, genug Papier bestellen, das Buch drucken und binden, veredeln und schlussendlich versenden. Du merkst, die Zeitspanne ist also wirklich sehr kurz. Manchmal passiert es, dass es  innerhalb dieses Zeitraums zu einem rapiden Anstieg der Vorbestellungen kommt. Zum Beispiel wenn ein Buch ähnlich wie „Fourth Wing“ einen plötzlichen Hype erfährt, womit der Verlag vorher vielleicht nicht gerechnet hat. Es ist fast unmöglich die Menge der Erstauflage einfach zu erhöhen und dennoch rechtzeitig das Buch veröffentlichen zu können. Um trotzdem alle Bestellungen abdecken zu können, wird parallel eine zweite, größere Auflage gedruckt. Da davon auszugehen ist, dass diese zweite Auflage nicht komplett ausverkauft wird, haben diese normalerweise keinen speziellen – und in der Produktion sehr teuren – Farbschnitt. 

Wenn es also  mehr Vorbestellungen gibt als Exemplare der Erstauflage, gibt der Buchverlag die zusätzlichen Exemplare der zweiten Auflage direkt in den Verkauf. Die einzelnen Buchhandlungen selbst, können nicht aber leider nicht beeinflussen wie hoch die Mengen an Bücher mit und ohne Farbschnitt sind, die sie geliefert bekommen. Das bedeutet, dass einige Leser trotz Vorbestellung ein Exemplar ohne speziellen Farbschnitt erhalten können.

Sind Bücher mit Farbschnitt teurer? 

Du merkst ein Buch mit Farbschnitt zu produzieren ist sehr aufwendig und für den Buchverlag auch viel teurer als ein einfaches Buch ohne farbige Schnittkanten.  Sind deshalb Bücher mit Farbschnitt automatisch teurer für den Leser?

Jaein! Es kommt tatsächlich darauf an. Bücher in Deutschland unterliegen der sogenannten Buchpreisbindung. Das heißt der Verlag gibt einen Preis vor, für den die Bücher verkauft werden müssen und alle Buchhändler sind verpflichtet sich daran halten. Bücher mit Farbschnitt unterliegen ebenfalls der Buchpreisbindung und dürfen damit nicht teurer sein als dasselbe Buch ohne Farbschnitt. Das gilt für jede „normale“ Ausgabe oder Sonderausgabe eines Buches. 

Handelt es sich explizit um eine sogenannte Prachtausgabe, Schmuckausgabe oder Luxusausgabe ist das Buch in der Regel tatsächlich deutlich teurer im Verkauf. Diese Ausgaben entstehen in der Regel in Zusammenarbeit mit dem Verlag und werden als Buchformat betrachtet, weshalb es hier zu einem gesonderten Preis kommen kann. 

Übrigens: Wenn ein Farbschnitt-Buch doch mal bei einem Händler teurer ist, als die normale Ausgabe, kann es sein, dass in dem Preis zusätzliche Goodies enthalten sind wie Page-Overlays oder Charakter-Cards. Wenn die Ausstattung sich merklich unterscheidet, darf das Buch (online) bis zu 20 % mehr kosten. 

Ich hoffe ich konnte mit dem Beitrag all deine Fragen rund um den farbigen Buchschnitt und Bücher mit Farbschnitten beantworten. Du willst noch etwas zu dem Thema wissen? Dann lass mir ein Kommentar da und ich beantworte deine Frage. 

2 Antworten

  1. Hallo Charlie,

    Ein sehr guter und umfangreicher Beitrag!

    Über farbige Buchschnitte bzw. den Trend darum habe ich schon vor längerer Zeit einen Blogartikel verfasst:

    https://purebrassbooks.de/bloggerleben-autorenleben/buecher-mit-farbigem-buchschnitt-ein-trend-mit-zukunft/

    Mittlerweile musste ich mich nochmal an das Thema setzen, weil es mich unendlich traurig und wütend macht, das eine limitierte Erstauflage einfach nochmal unlimitiert nachgedruckt wird:

    https://purebrassbooks.de/bloggerleben-autorenleben/nein-ich-moechte-keine-neuauflage-der-limitierten-erstauflage-mit-farbschnitt/

    Auch du schreibst ja darüber, sehr interessant übrigens, über Marketing und künstliche Verknappung, mit der ein höheres Interesse und Sammlerwert für erstauflagen Entsteht.

    Was hälst du von der neusten Entwicklung?

    Viele liebe Grüße

    Josephine von Pure Brass & Books

    1. Liebe Josephine,

      Deine Beiträge zu dem Thema finde ich auch sehr spannend, ganz lieben Dank das du sie hier als Kommentar ergänzt hast!
      Und off topic aber: Wie schön ist denn bitte deine Ausgabe von „Der Nachtzirkus“ ?!?!

      Ich muss zugeben, ich finde die neueste Entwicklung von Farbschnitten schwierig. Auch, weil ich wie du keine Ahnung habe, wie ich sie in meinem Schrank präsentieren soll, und mich das wirklich nervt. (Auch super verrückt eigentlich :D) aber noch aus vielen anderen und unterschiedlichen Aspekten.

      Ich will meinen Kommentar nicht sprengen aber ich möchte trotzdem gerne (in Kurzfassung) ein paar meiner Gedanken dazu mit dir teilen:

      – Fabrschnittbücher sind ein Verkaufsbooster, aber teuer in der Produktion. „Kleinere“ Autor*innen und Selfpublisher können sich so etwas meist gar nicht leisten. Haben solche Personen durch den Fabrschnitt-Boom überhaupt noch eine Chance auf dem Büchermarkt? Dazu sei gesagt: Ich merke selbst, das ich Print-Bücher ausschließlich als Sonderausgabe kaufe – oder eben gar nicht (bzw. als E-Book). Ich bin also Teil des Problems.
      – Bücher (lesen/sammeln) ist auf Dauer schon ein sehr teures Hobby, dass sich nicht jeder mal eben leisten kann. Bücher mit Farbschnitt machen das ganze nicht erschwinglicher. Klar, mit Bibliotheken und Co gibt es auch andere Optionen aber:
      – Gleichzeitig steigt der Druck (persönlich/emotional, aber auch in der Bücher-Community) Sonderausgaben zu kaufen. Wenn man an die Fourth-Wing Bücher denkt: die Personen, die ein Buch mit Farbschnitt ergattert haben wurden bewundert und beneidet. Solche Bücher sind also auch Statussymbole.
      – Veredelungen von Papier (Nicht nur Farbschnitte sondern auch Goldfolien etc.) benötigen mehr Ressourcen. Druckfarben sind oft umweltschädlich, Folien sind zudem nicht gut abbaubar. Also auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit muss man sich über solche Bücher Gedanken machen. Insbesondere was Buchboxen angeht, die Hälfte der Inhalte ist China-Import und landet einfach im Müll (niemand braucht 500 Lesezeichen und 300 Postkarten)
      – Die Angst davor etwas zu verpassen, mit der bei limitierten Erstauflagen gespielt wird, bringt immer mehr Jugendliche dazu Geld auszugeben, das sie gar nicht haben und sich zu verschulden. Das ist natürlich nichts was Bücher im speziellen betrifft, sondern generell im Online-Marketing ein großes Problem ist. Aber ich finde den Gedanken grade bei Büchern, die auch Wissen / Werte vermitteln schwierig.

      Mich würde deine Meinung zu der Entwicklung von Farbschnitten auch super interessieren!
      Sonnige Grüße
      Charlie

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