VIEWS – Marc-Uwe Kling

Ein grausames Video geht auf TikTok viral. Millionen von Views. Ganz Deutschland ist erst entsetzt und stĂŒrzt dann ins Choas – die Politik will Antworten, die Polizei ist ĂŒberfordert und das Volk möchte die Sache lieber selbst in die Hand nehmen.

Darum geht es in Views von Marc-Uwe Kling

Die Einleitung verrÀt es schon ziemlich genau.

Das sagt der Klappentext: Die 16-jÀhrige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage spÀter taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht. BKA-Komissarin Yasira Saad soll Lena finden und die TÀter identifizieren. Ihr bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttÀtige Demonstrationen in deutschen StÀdten. Eine rechtsradikale Gruppierung namens »Aktiver Heimatschutz« gewinnt rasant an Zulauf. Kann Yasira die TÀter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlÀgt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?

Details zum Buch

Titel: Views
Format: Taschenbuch
Einzelband
Autor: Marc-Uwe Kling
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-550-20299-5
Seitenzahl: 272
Erstveröffentlichung: 30.05.2025
Preis: 10,68  €
Bezugsquelle: Thalia



Meine Meinung zu »Views«

Hochaktuell und irgendwie beÀngstigend normal

Ich habe eine Influencer-Krimi-Geschichte erwartet und etwas ganz anderes bekommen. Etwas leicht Dystopisches. Etwas Besseres. Aber im Kern nichts Neues.

“Views” fĂŒhlt sich beim lesen ein bisschen an, als wĂ€re man in einem TikTok-Rabbit-Hole versunken: Ein grausames Video explodiert im Netz, die Rassismus-Debatte schießt durch die Decke, und die Berliner Polizei hĂ€ngt zwischen Überforderung und der Notwendigkeit fest, den Fall schnellstmöglich zu klĂ€ren. Das Szenario wirkt erschreckend vertraut, als hĂ€tte man es in einem viralen Clip gesehen.

Und genau deshalb gibt es nur drei Sterne. Nicht, weil mich der Plot nicht gepackt hat, sondern weil mich die Umsetzung an sich nicht vollstÀndig mitgerissen hat. Das Buch war spannend genug, um dranzubleiben, aber schon zur HÀlfte vorhersehbar. Zumindest, wenn man viel auf Social Media Unterwegs ist.

Hier liegt aber auch die StĂ€rke des Buches: die Handlung ist erschreckend gegenwĂ€rtig. Die klare Sprach-Stilistische Unterscheidung von Generationen, die intrinsischen Gedanken, die immerwĂ€hrende Debatte zwischen canceln, aber auch nicht alles canceln wollen – da merkt man gute Recherche, und auch wieder wie aktuell die Story ist. Man spĂŒrt, dass Kling sich in seine Figuren einfĂŒhlen kann.

Und doch fĂŒhlt es sich beim lesen eben an wie Alltag. Zumindest mit Ende zwanzig und wenn man selbst viel auf TikTok unterwegs ist. Das beschriebene Szenario ist keine Fiktion mehr, sondern in vielen Punkten lĂ€ngst RealitĂ€t – und das nimmt dem Mitfiebern leider den Nervenkitzel. Stattdessen hatte ich das GefĂŒhl, eher Nachrichten zu konsumieren, und eben nicht Literatur zu erleben. Ich glaube, so kann ich auch am ehesten mein LesevergnĂŒgen beschreiben. Ich blieb an dem Buch, eben genau so wie man beim Nachrichten-Schauen bleibt: nicht aus Passion, sondern weil man als Erste*r wissen will, wie’s ausgeht.

Das Buch war gut. FĂŒr mich aber mehr ein Gegenwartsroman als ein Krimi.

Und ehrlich gesagt ist das ziemlich beÀngstigend.


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